DREI SPANNENDE EVOLUTIONSSCHRITTE VON IOT UND 5G
Mobilfunktechnologien werden permanent weiterentwickelt, optimiert und an die wachsenden Bedürfnisse angepasst. 5G RedCap (Reduced Capability), NR Sidelink Relay und Passives IoT sind drei vielversprechende Technologie-Innovationen, die in den nächsten Jahren neue Möglichkeiten und Anwendungsfälle eröffnen könnten. Unser IoT-Experte Oscar Rechou teilt erste Einblicke.
2019 wurde die fünfte Mobilfunkgeneration eingeführt. Die Entwicklungszyklen gehen weiter und die Industrie arbeitet bereits am nächsten Schritt: Mit den nächsten 5G-Releases gibt es einige vielversprechende Innovationen, die einen grossen Einfluss auf IoT-Anwendung haben könnten. 5G Advanced ist ein Zwischenschritt, bevor mit dem späteren 6G des Mobilfunkstandards zur Verfügung stehen wird.
Oscar Rechou, Senior Business Development Manager IoT bei Sunrise Business, stellt drei zukunftsweisende Entwicklungen vor, die seiner Meinung nach faszinierende Möglichkeiten bieten: Schon in Kürze stehen 5G RedCap (Reduced Capability) und NR Sidelink Relay bereit. Zu einen späteren Zeitpunkt wird das Passive IoT als eines der vielversprechendsten Neuerung der kommenden Jahre für das Internet der Dinge eingeführt.
5G RedCap (Reduced Capability) ist eine Weiterentwicklung von 5G, die für Anwendungsfälle mittlerer Komplexität entwickelt wurde. «Redcap wird bereits 2024 verfügbar sein, ebenso erste Chipsets (Mediatek M60). Erste Geräte dürften 2025 und 2026 folgen», sagt Oscar Rechou, und nennt die wichtigsten Vorteile dieser Entwicklung: «RedCap ist in der Lage, das 5G-Spektrum einzuschränken. So können IoT-Anwendungen mit geringerer Leistung kostengünstiger betrieben werden.»
Denn würde man für Anwendungen mit geringen Leistungsanforderungen die volle 5G-Kapazität aufbringen, würde dies unnötig viel Bandbreite besetzen, wie Rechou in einem Vergleich veranschaulicht: «Das wäre etwa so, wie wenn man eine dreispurige Autobahn reservieren würde, um mit dem Velo von A nach B zu fahren.»
Fakten zu 5G RedCap
Im Gegensatz zur regulären 5G-Technologie zielt RedCap darauf ab, eine ausgewogene Mischung aus Durchsatz, Akkulaufzeit, Komplexität und Gerätedichte bereitzustellen. Statt der vollen Bandbreite von 100 MHz innerhalb des von Sunrise geschalteten 5G-Spektrums wird mit RedCap ein eingeschränktes Spektrum von 20 oder sogar nur 5 MHz besetzt.
RedCap füllt damit eine Lücke zwischen 4G (LTE) und der herkömmlichen 5G-Version. Einerseits bietet RedCap eine höhere Spitzendatenrate im Vergleich zu LTE Cat1, andererseits werden dank 5G sehr niedrige Latenzzeiten erreicht – jedoch bei gleichzeitig verbesserter Energieeffizienz, sodass Akku-betriebene IoT-Geräte länger und günstiger betrieben werden können.
Insgesamt wird RedCap die Leistungsfähigkeit und Flexibilität von 5G-Netzwerken erheblich erweitern und damit die Grundlage für eine Vielzahl neuer und innovativer Anwendungen legen. Mit RedCap lohne sich nicht nur der Einsatz von 5G bei Anwendungen mit Echtzeit-Videoüberwachungen, die mehrere GB erfordern, sondern auch Use Cases mit nur wenigen MB, sagt Oscar Rechou. Typische Anwendungsfälle für 5G RedCap sind drahtlose industrielle Sensoren, Smart Grids oder Wearables.
RedCap wird die Leistungsfähigkeit und Flexibilität von 5G-Netzwerken in verschiedensten Bereichen erheblich erweitern und damit die Grundlage für eine Vielzahl neuer und innovativer Anwendungen legen. Ultrahohe Datenübertragungsraten in 5G-Netzwerken könnten hochauflösendes Streaming von Videos ermöglichen oder Virtual-Reality-Erlebnisse optimieren.
Die signifikant reduzierten Latenzzeiten von RedCap könnten Vorteile für Echtzeitanwendungen wie autonomes Fahren, Telemedizin oder industrielle Steuerungssysteme bringen.
RedCap könnte speziell für IoT-Anwendungen mit hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit eingesetzt werden, etwa in den Bereichen Smart City, Industrieautomatisierung oder vernetzte Gesundheitsgeräte – sowie überall dort, wo Zuverlässigkeit und Robustheit von 5G-Netzwerken die kritische Kommunikation verbessern, wie etwa bei Notfallorganisationen, öffentlichen Sicherheitsanwendungen oder im Bereich der Verteidigung.
Es wird erwartet, dass RedCap eine reibungslose Migration von LTE zu 5G ermöglicht. Denn RedCap ist darauf ausgerichtet, eine grundlegende Konnektivität für praktisch alle IoT-Anwendungen zu bieten. Heute wird für viele IoT-Anwendungen LTE verwendet.
Um zukünftig nicht parallel sowohl 3G und 4G als auch 5G betreiben zu müssen, könnte RedCap in die Lücke springen, damit nur noch 5G NR (New Radio) betrieben werden muss. «Sunrise Business wird RedCap nutzen, sobald geeignete Geräte verfügbar sind», bestätigt Rechou.
Das New Radio (NR) Sidelink-Protokoll basiert ebenfalls auf 5G und ermöglicht die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten auf kurzen Distanzen. Mit der Device-to-Device-Technologie (D2D) wird es möglich, dass einzelne Geräte nicht zwingend über eine eigene 5G-Verbindung verfügen müssen, um an einem IoT-System teilzunehmen.
«Ein typisches Szenario sind vernetzte Fahrzeuge, die dank Sidelink nicht permanent auf eine eigene 5G-Verbindung angewiesen sind. Bietet ein anderes Fahrzeug in der Nähe eine bessere Verbindung, profitiert das eigene Fahrzeug davon», sagt Oscar Rechou. Mehrere Autos hintereinander verbinden sich automatisch per Sidelink, sodass etwa bei schlechter Abdeckung oder in einem Tunnel eine zuverlässige Verbindung mit tiefer Latenz gewährleistet ist.
Fakten zu NR Sidelink Relay
Geräte mit guter Verbindung dienen mit Sidelink für andere Geräte als Brücke ins Internet. So entsteht faktisch eine Erweiterung der 5G-Netzabdeckung. Mit Sidelink können aber auch Wearables ganz ohne eigene Verbindung kommunizieren, da sie über eine Basisstation oder über ein Smartphone mit dem 5G-Netz verbunden sind.
Erste Sidelink-Ansätze (V2X) gibt es bereits seit Release 12 (LTE).
NR Sidelink Relay wird in 3GPP Release 17 für 5G verfügbar.
Sidelink Enhanced ist Bestandteil von 5G Advanced und wird in 3GPP Release 18 ab Ende 2024 veröffentlicht.
In der Fertigung, Logistik oder Lagerhaltung werden traditionell auf Papier gedruckte Barcodes, QR-Codes oder RFID-Etiketten verwendet und einzeln mit einem Hand-Scanner ausgelesen, was arbeitsintensiv und zeitraubend ist. Werden die passiven IoT-Etiketten mit einer automatisierten, flächendeckenden Fernlesefunktion per Knopfdruck gescannt, dürfte dieser Prozess deutlich schneller ablaufen.
Im Gegensatz zu aktiven IoT-Geräten senden oder empfangen passive IoT-Geräte selbst keine Daten, da sie nicht über eine eigene Stromversorgung und keine direkte Internetverbindung verfügen. Künftig genügt ein aufgeklebter Tag, um ein Objekt im passiven IoT vernetzen zu können.
«Diese sehr günstigen Tags ähneln einem RFID-Chip, haben aber eine Reichweite von bis zu 235 Metern, anstatt 10 Metern mit RFID», erklärt Oscar Rechou Iglesias. Innerhalb dieser Reichweite kann der passive IoT-Tag genug Energie sammeln, um das Terminal in die Lage zu versetzen, mit der Mobilfunk-Basisstation zu kommunizieren, wodurch ein spezieller Scanner überflüssig wird.
Fakten zu Passive IoT
Eine aktive Antenne sendet ein Signal, das die Tags durch Induktion ganz ohne eigene Energiequelle zurücksenden können. Um Objekte passiv zu vernetzen, braucht es deshalb eine externe Infrastruktur, etwa ein Gateway, das beispielsweise in einem Logistikzentrum bei einer Zugangskontrolle, im Asset-Tracking oder bei lokalen Smart-City-Anwendungen eingesetzt wird.
Passive-IoT-Netzwerke werden somit die Erkennungsrate, Abdeckung und Positionierungsgenauigkeit verbessern. So können etwa in der Lagerbewirtschaftung Tausende Objekte zentral verwaltet, inventarisiert und auf 2 Meter genau geortet werden.
Werden also nur minimale Informationen von vernetzten Objekten benötigt, bieten die passiven IoT-Geräte grosse Vorteile gegenüber den herkömmlichen, komplexeren IoT-Geräten und Verbindungstechnologien. Einerseits sind sie günstig in der Herstellung und im Betrieb und benötigen keine Energieversorgung.
Andererseits müssen bei passiven IoT-Geräten gewisse Einschränkungen in Kauf genommen werden. So etwa die Abhängigkeit von aktiven Basisstationen oder eine sehr begrenzte Funktionalität im Vergleich zu Geräten, die über eine kontinuierliche Internetverbindung verfügen.
Alle drei Neuerungen versprechen nicht nur neue Funktionen und verbesserte Leistungen, sondern auch attraktive Möglichkeiten zur Kostenoptimierung für Unternehmen. Sunrise Business integriert als Innovationstreiber diese Technologien aktiv in die IoT-Planungen für ihre Kunden, um deren Geschäftstätigkeiten optimal zu unterstützen.
Einen unmittelbareren Nutzen – insbesondere für IoT-Anwendungen – wird der Markteintritt von RedCap und Sidelink mit dem 3GPP Release 17 bringen, der bereits 2024 geplant ist. Diese Technologien haben das Potenzial, bestehende Use Cases zu optimieren und neue Projekte zu ermöglichen.
Zwar werden die Neuerungen zu 5G Advanced erst im Laufe der Jahre 2024 bzw. 2025 veröffentlicht, doch bis diese in der Schweiz verfügbar sein werden, könnte es noch einige Jahre dauern. Die Theorie ist bei Sunrise bereits gelebte Testpraxis — die Netzingenieure testen seit einigen Wochen aktiv erste Prototypen mit RedCap, Sidelink und Passive IoT.
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