19. April 2021 | Autor: Oscar Rechou Iglesias | Bilder: iStock, Sunrise
Die Schweizer Energieversorger sind angehalten, ihre konventionellen Stromzähler durch Smart Meter zu ersetzen. Diese sind ein wichtiger Bestandteil intelligenter Verteilernetze und ermöglichen zahlreiche neue, datengetriebene Geschäftsmodelle. Daraus ergeben sich nicht nur Chancen für die traditionellen Energieversorger, sondern auch für neue Player. Wer sich seine Marktposition langfristig sichern möchte, sollte deshalb früh investieren.
Im Rahmen der Energiestrategie 2050 hat der Bund die Schweizer Energieversorgungsunternehmen (EVU) in die Pflicht genommen, bis ins Jahr 2027 80 Prozent ihrer konventionellen Stromzähler durch Smart Meter zu ersetzen. Das Ziel, das mit dieser Strategie verfolgt wird: nachhaltige Energieeffizienz und Versorgungssicherheit.
Smart Meter sind intelligente Zähler, die Daten über Mobilfunk und das Internet der Dinge (IoT) speichern, senden und empfangen können. Die Daten werden in der Regel im 15-Minuten-Takt erfasst und verschlüsselt an die Datenkonzentratoren (DC) in den Trafostationen und von dort direkt an die Stromversorger übermittelt. Damit leisten Smart Meter einen wichtigen Beitrag zur Transparenz hinsichtlich des tatsächlichen Stromverbrauchs. Dies bringt für alle am Strommarkt beteiligten Parteien einige Vorteile mit sich.
Kleine Helfer übermitteln digitales Gold für mehr (Energie-)Effizienz
Das maschinelle Auslesen des tatsächlichen Stromverbrauchs erspart den Mietern und Immobilienbesitzern künftig die Akonto-Beiträge und automatisiert die Rechnungsstellung. Das reduziert Fehler im Rechnungsprozess und senkt den administrativen Aufwand der EVU. Versorger, die den Energieverbrauch ihrer Kunden durch intelligente Zähler und umfassendes Monitoring besser verstehen, können Kosten dauerhaft senken und die Kundenbindung durch attraktive Services verbessern. Wer Netzschwankungen über gezielte Handlungsempfehlungen und digitale Energie-Dienste steuert, spart erhebliche Kosten für den Ausbau der Netze.
Jetzt kommen die digitalen Service-Modelle
Neben den traditionellen Playern in der Energiebranche rufen die Möglichkeiten, die sich durch das Smart Metering ergeben, aber auch neue Mitbewerber mit datengetriebenen Geschäftsmodellen auf den Plan. Der Konkurrenzdruck steigt. Swisseldex beispielsweise hat eine zentrale Datenaustauschplattform entwickelt, die Wechselprozesse vereinfacht und damit zusammenhängende Dienstleistungen erbringt. Die Schweizer Telekom-Anbieterin Sunrise und UPC arbeitet derweil an einer Energielösung, welche allen Marktteilnehmern neue Geschäftsmodelle erlauben wird. Frühzeitig in Datenvisualisierungen und IoT-basierte Dienste zu investieren sowie in digitale Ökosysteme einzusteigen, lohnt sich folglich.
Der liberalisierte Strommarkt verleiht autarker Energieversorgung Aufwind
Neben den erwähnten Nutzungsfeldern haben Smart Meter noch eine weitere, äusserst wichtige Funktion: Sind sie zum einen mit intelligenten Steuerungsmodulen (Gateways) und zum anderen mit einer digitalen Trafostation verbunden, schaffen sie die Basis für ein intelligentes Verteilernetz, das Smart Grid. Digitale Trafostationen erlauben den Stromfluss in beide Richtungen. Das bedeutet, Energieversorger können nicht nur ihren Strom an die Endkonsumenten liefern, sondern auch den Solarstrom von privaten Hausdächern oder aus Batteriespeichern von ungenutzten Elektrofahrzeugen einsammeln.
Dadurch wird eine der aktuellen Herausforderungen betreffend die erneuerbaren Energien gelöst: zahlreiche Gebäudebesitzer generieren zwar Strom für den eigenen Gebrauch. Die privaten Speicherlösungen sind allerdings noch zu ineffizient, und bieten nur beschränkte Möglichkeiten, um den Strom auf andere Verbraucher umzuverteilen. Läuft der überschüssige Strom über die digitalen Trafostationen, kann er in grossen Gemeinschaftsspeichern gesammelt werden, um bei Bedarf auch andere Verbraucher zu versorgen. Dadurch wird der Ansatz der autarken Energieversorgung gestärkt, der mit der bevorstehenden Liberalisierung des Strommarktes deutlich an Gewicht gewinnen wird.
IoT-Vernetzung als Voraussetzung
Ob als Datenquelle für neue Energieanwendungen oder als wesentlicher Bestandteil künftiger Smart Grids – Smart Meter stellen ein erhebliches Potenzial für die Energiewirtschaft dar. Um aber überhaupt Nutzen aus den digitalen Stromzählern ziehen zu können, müssen diese sowohl mit den Datenkonzentratoren als auch den Energieversorgern kommunizieren können. Smart Meter sind also auf zuverlässige Kommunikationsnetze und das Internet der Dinge angewiesen.
Mobile Funkstandards wie 5G bieten dabei den Vorteil, dass keine hohen Investitionen in den Netzausbau getätigt werden müssen. Allerdings stellt die Isolierung von Gebäuden für diese mobilen Funktechnologien in gewissen Fällen ein Hindernis dar. Im Falle der Smart Meter, die häufig in Kellern installiert sind, bietet sich deshalb die Verwendung von Narrowband IoT (NB-IoT) oder Cat-M1 an. Diese Funkstandards sind in der Lage, auch dicke Wände zu durchdringen. Es handelt sich dabei um Low Power Wide Area Technologien, die sehr energieeffizient arbeiten.
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