Im Emmental ist nicht alles Käse. Auch Croissants, Brötchen und Donuts haben hier eine lange Tradition. 1948 in Burgdorf gegründet, ist RONDO in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Traditionsunternehmen herangewachsen, das in der Bäckerbranche heute weltweit bekannt ist. Das Schweizer KMU produziert hochwertige Maschinen und Anlagen zur automatisierten Herstellung von Feingebäck, Brötchen, Pizzen, Croissants, Donuts und vielem mehr.
«Der Emmentaler scheint per se nicht ein weltoffener Typ», sagt Sandro Bernasconi. Bernasconi, ein hochgewachsener Mittvierziger mit wachen Augen, ist Leiter ICT bei RONDO und trägt die Mitverantwortung der Digitalisierung innerhalb der Gruppe. Wer Emmental hört, denkt in der Tat nicht unbedingt an internationale Expansion, Digitalisierung und IoT. Und doch sind es genau Themen wie diese, die bei der Firma aus dem Berner Mittelland im Zentrum stehen. Innovation geniesst bei RONDO höchste Priorität. Die Tugend des Emmentalers sei kein Grund für unternehmerische Zurückhaltung, meint Bernasconi. So hat sich der Maschinenhersteller weit über das Tal hinaus als Pionier am Markt behauptet und liefert heute seine Produkte in alle Welt. Als Gründer Gustav A. Seewer 1953 seine erste Teigausrollmaschine patentieren liess, setzte er den Grundstein dafür, was RONDO auch heute noch antreibt: bahnbrechende Innovationen auf den Markt zu bringen, die von Klein- über Gross- bis Industriebäckereien begeistern. Digitalisierung ist auf diesem Weg seit mehr als drei Jahren ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. Zusammen mit Marc Besson, Leiter Entwicklung und CTO bei RONDO, treibt Bernasconi eine klare Vision für das Traditionsunternehmen gezielt voran.
Die Grundlage für die effiziente Zusammenarbeit beim Burgdorfer Maschinenbauer bilden digitale Kollaborations-Tools wie Microsoft Teams, SharePoint und OneDrive, aber auch Softwareprodukte von PTC und SAP. «Grundsätzlich ist es der Weg in die Cloud, den wir anstreben und der uns bei der Zusammenarbeit verstärkt helfen soll», sagt Marc Besson. Noch ist RONDO nicht so weit, dass alle Dienste in die sagenumwobene Wolke verlagert sind. Digitale Maschinenmodelle und Zeichnungen zum Beispiel, sie sind ein wertvolles Gut. Würden sie in falsche Hände geraten, wäre das ein grosses Problem. «Diese Daten liegen deshalb allesamt noch auf unseren Servern hier in Burgdorf», sagt Besson. Grund dafür ist primär der Sicherheitsgedanke: «Wir sprechen hier von immens hohen Datenmengen unseres geistigen Eigentums, das wollen wir unbedingt im Griff behalten.»
Die Wahrung der Sicherheit geniesst bei RONDO einen hohen Stellenwert. Monumental daran erinnert werden die Mitarbeitenden der Entwicklungs-Abteilung, wenn sie ihre Blicke zwischendurch vom Bildschirm abwenden und aus dem Fenster schauen. Hin zur Festung, dem Wahrzeichen der Stadt: das Schloss Burgdorf, das nur wenige hundert Meter vom Firmensitz auf einem Hügel thront.
Digitale Zwillinge sollen Geschäftsprozesse optimieren
Doch die Gedanken der IT-Spezialisten oben im vierten und den Tüftlern im zweiten Stock des Firmensitzes kreisen nicht nur um das Thema Security. Das Team von Entwickler:innen und Programmierer:innen sorgt auch dafür, dass der Pioniergeist von Gründer Seewer weiterlebt. Eines der grossen Ziele von RONDO ist es, mit digitalen Zwillingen die Unternehmensprozesse zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu schaffen. «Die Technologie kann in verschiedene Richtungen gehen», erklärt der gelernte Maschinenbauingenieur Besson. Unsere Vision liegt darin, dass wir im Bereich Engineering grosse Fortschritte machen. So könnten wir über den digitalen Zwilling ein neues Gerät schon in einem frühen Entwicklungsstadium ausprobieren und sehen, wie es funktioniert. Aufgrund der gewonnenen Daten würden wir Änderungen am Prototypen vornehmen.» Der andere Bereich betrifft die Markteinführung der Maschinen. Normalerweise werden neue Geräte an einer Messe oder in der Fabrik vorgestellt. Noch lädt RONDO seine internationalen Kunden in den Showroom in Burgdorf ein, um ihnen das Ausrollen und Formen der Teiglinge live vor Ort zu demonstrieren. «In Zukunft könnten wir uns vorstellen, Händlern ein virtuelles Modell bereitzustellen, damit sie die Maschine mittels VR-Brille ausprobieren können.» Die Bedienung könnte auf diese Weise ortsunabhängig erlernt werden. «Wir wären in der Lage, eine ganze Händlerorganisation virtuell zu schulen und auch Wartungs- und Serviceeinsätze effizienter und einfacher zu gestalten. Und dies während wir hier in Burgdorf noch am Fertigstellen der Serienmaschine sind.»
So spannend die Vision klingt, die Frage, wie RONDO diese Technologie konkret monetarisiert, ist noch nicht geklärt. «Wir wollen nicht ohne Kundennutzen Geld in einen digitalen Zwilling investieren», sagt Besson.
Internet der Dinge eröffnet viele Möglichkeiten
Ähnliches gilt für die Entwicklungen im Bereich IoT, dem Internet der Dinge. «Diese Technologien bieten einen riesigen Mehrwert», sagt Besson und nennt ein Beispiel: Mittels IoT können klimatische Bedingungen automatisch in den Herstellungsprozess integriert werden. Wenn das Wetter im Sommer heisser und feuchter werde, reagiere die Maschine automatisch und sorge dafür, dass die Qualität des Gebäcks unter den veränderten Einflüssen nicht leide. Potenzial sieht Besson auch darin, via Kameras den Produktionsprozess von Croissants zu überwachen und zu erkennen, ob der Teigling richtig gewickelt wird oder der Bediener eingreifen muss. Aber auch im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) ist RONDO aktiv und hat erste Maschinen auf den Markt gebracht, welche serienmässig KI-Algorithmen verwenden, die die Produktion mittels komplexer Datensätze optimiert. «Wir haben Abnehmer in Indonesien und China, die unsere IoT Plattform an ihr übergeordnetes MES (Manufacturing Execution System) bereits heute anbinden.», sagt Besson. Auch in Italien haben wir identische Anbindungen an MES Systeme. Hier überwiegt jedoch der Subventionsgedanke gegenüber der verbesserten Produktivität.
Die Ambitionen sind hoch. Die Ideen vielfältig. Die Marktvoraussetzungen setzen den Innovatoren aus Burgdorf indes Grenzen. «Die Bäckerwelt ist eher konservativ», sagt Besson. «Hier braucht es noch viel Überzeugungskraft.» RONDO sei in puncto Digitalisierung schon relativ weit fortgeschritten. Man dürfe damit die Branche aber nicht überrennen. Es brauche Geduld. «Wir müssen die Händler und Endkunden mit auf den Weg nehmen. So dass sie irgendwann die Vorteile der Digitalisierung als solche erkennen.»
Smart Factory lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren
Ausgebremst werden die Wegbereiter Besson und Bernasconi mit ihren Mitarbeitenden auch von der Realität innerhalb ihrer eigenen Firma. Beim Alarming zum Beispiel werden noch immer DECT-Telefone verwendet. Mobilfunkbasierte Kollaborationslösungen könnten hier einen echten Mehrwert bieten. Beim Rundgang durch die Fabrik fällt auf: Da kleben Post-its an den Bildschirmen. In der Produktionshalle sind mit Magneten physische Baupläne und ausgedruckte Excel-Tabellen an der Wand befestigt. Und auf den sauber aufgeräumten Werkzeugtischen liegen prall gefüllte Bundesordner herum.
Zwar hat sich RONDO schon seit einiger Zeit zum Ziel gesetzt, komplett papierlos zu werden. Bei der Umsetzung zeigen sich jedoch Hürden. «Wir ziehen die hochaufgelösten 3D-Modelle in der Produktion den alten 2D-Papierplänen natürlich vor. Wir haben jedoch noch immer zahlreiche Anleitungen, die schlichtweg nur auf 2D-Zeichnungen existieren. Unser Produktportfolio lässt die Smart Factory noch nicht zu, weil die Konstruktions-Daten alter Entwicklungen vielfach nicht digital vorhanden sind.» So etwas lässt sich nicht einfach von heute auf morgen ändern.
Sunrise – Ihr Partner für die Smart Factory
Mit der Implementierung digitaler Kommunikations- und Kollaborations-Tools schafft Sunrise die Voraussetzungen für effiziente Abläufe und den reibungslosen Austausch mit Kunden und Lieferanten. Sunrise ist ausserdem Ihr idealer Partner für Vorhaben in der Industrie 4.0. Die Basis für mehr Produktivität bildet dabei ein stabiles, sicheres und leistungsstarkes Netz zur Datenkommunikation. Wir unterstützen die herstellende Industrie bei der Umsetzung auf den digitalen Werkplatz und bieten ihr das blitzschnelle und grösste 5G-Netz der Schweiz.. Der neue Mobilfunkstandard eröffnet dem Internet der Dinge (IoT) spektakuläre Möglichkeiten – und Unternehmen dadurch ein schier unendliches Spektrum an Innovationen.
Zwar nutzt RONDO heute deutlich weniger Papier und auch der interne Informationsaustausch ist auf einem guten digitalen Weg. Die Prozesse befinden sich jedoch noch im Aufbau. Auch hier gilt es, die Menschen – in diesem Fall die eigenen Mitarbeitenden – auf die Reise mitzunehmen. Das Management hat hier eine Vorbildfunktion, meint Besson. Nur so gelingt es, dass die gesamte Belegschaft den neuen Tools vertraut. «Wir müssen den Leuten auch Zeit lassen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, rein digital zu operieren. Wir haben immer noch Mitarbeitende, die es bevorzugen, mit Papier zu arbeiten. Da und dort mit dem Kugelschreiber gerne Notizen anbringen.»
Digitale Transformation in der Werkstatt: Ganz ohne Papier geht es noch nicht.
Zielgerade vor Augen: Mit konkreten Plänen treiben Bernasconi und Besson die Digitalisierung voran.
Der Umbau einer Firma im digitalen Zeitalter braucht nicht nur eine konsequent gelebte Transformationsstrategie, sondern auch einen starken Durchhaltewillen. «Vielleicht», sinniert Besson verschmitzt, «kommt hier auch wieder die Emmentaler Mentalität ins Spiel.»
Über RONDO Burgdorf AG
Seit 70 Jahren entwickelt RONDO mit Leidenschaft hochwertige Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Produktion von Gebäcken aller Art. Die RONDO Gruppe beschäftigt rund 440 Mitarbeitende und besteht aus dem Hauptsitz in Burgdorf sowie zehn Tochterfirmen und Verkaufsbüros in Europa, Asien und den USA.
Marc Besson: Vom Konstrukteur zum Maschinenbauer und Innovationstreiber bis hin zum Digitalisierungsvisionär mit Emmentaler Wurzeln.
Sandro Bernasconi: Vom Mechaniker zum Entwickler über die PLM Verantwortung zur ICT Leitung mit Leidenschaft unter ganzheitlichem Wohlbefinden aus Überzeugung.