Aron Fahrni: Alles begann mit einer Zufallsbegegnung
Ein Wintertag im deutschen Grasgehren. Dicke Wolken kleben an den Hängen des Skigebiets, wo um halb zehn eigentlich ein Rennen in der Disziplin Snowboardcross der Para-Snowboarder stattfinden sollte - eine Mischung aus Abfahrtsrennen und Hindernisparcours. Doch das Wetter macht den Profis einen Strich durch die Rechnung. Am Start bereit war auch der 24-jährige Aron Fahrni aus dem Berner Oberthal. Erst seit zwei Jahren ist er als Profi unterwegs.
Der Beginn seiner Karriere: eine Zufallsbegegnung, wie er und sein Trainer Silvan Hofer beim Interview am nächsten Tag erzählen.
«Ich habe Aron in der Lenk beim Fahren beobachtet und gesehen, dass er ein Handicap hat», erzählt der Nachwuchsverantwortliche der Para-Snowboarder. Arons Können hat ihn so beeindruckt, dass er ihn zu einem Probetraining einlud. Auf den Rückruf wartete Silvan allerdings lange. Erst ein Jahr nach dieser Begegnung meldete sich Aron bei ihm und sagte: «Jetzt bin ich bereit.»
Das Para Snowboard-Team, das aus sechs Athlet:innen, einer Physiotherapeutin, einem Servicemann, Silvan und seinen Assistenz-Coaches besteht, ist für Aron schnell zu einer zweiten Familie geworden: «Ich habe das Gefühl, wir können uns in verschiedenen Lebensbereichen extrem gut unterstützen, aber auch in der Leistung können wir uns zu neuen Limiten pushen.» Und gute Leistungen braucht es, damit Arons grosser Traum wahr wird. Er will den Menschen zeigen, dass man auch mit einer Behinderung kompetitiv sein die Leute inspirieren und so zu einem Umdenken beitragen kann.
Dieses Umdenken ist Aron selbst auf beeindruckende Weise gelungen. Mit sechs Jahren hatte er einen Unfall am Skilift, durch den die Nerven seines linken Armes zerstört wurden. Obwohl er seinen Arm von da an nicht mehr benutzen konnte, hat er irgendwann gemerkt, dass er trotzdem alles machen kann – einfach auf seine Art und Weise. Eine Erkenntnis, die ihn unglaublich stark gemacht hat.
Jonas Hasler: Wenn die Eltern die Trainer sind
Versteckt hinter Tannen steht unweit der Freestyle-Hochburg Laax ein altes Zirkus Knie-Zelt. Darin befindet sich aber keine Manege mehr, sondern die Trampoline und Halfpipes der Freestyle Academy. Häufig dort anzutreffen: der 16-jährige Freestyle-Snowboarder Jonas Hasler, seine Schwester Leonie und ihre Eltern Sabine und Patrik. Diese waren einst als Profis im Snowboard-Weltcup unterwegs und geben ihr Wissen heute an ihre Kinder und andere angehende Snowboard-Freestyler weiter.
Beim Interview für «Stories of Rising Teams» in besagtem Zelt erzählt Sabine, wie Jonas Karriere begann: «Bei Jonas ist uns relativ früh aufgefallen, dass er ein sehr gutes Luftgefühl hat. Und dieses Luftgefühl, das lebte er aus und da merkten wir, dass er es ernst meint mit dem Snowboarden.» Wie ernst, zeigt seine Antwort auf die Frage nach seinem grossen Traum: gute Leistungen bei den Youth Olympic Games in Südkorea im nächsten Jahr und bei der Heim-WM 2025 in St. Moritz zu zeigen.
Dass seine Eltern stets an seiner Seite sind, stört den Teenager selten. Im Gegenteil: Mit ihnen und seiner zwei Jahre älteren Schwester kann er immer über alles sprechen. «Blindes Vertrauen» sei der Schlüssel zu ihrem Erfolg, ergänzt Sabine.
Der Snowpark in Laax ist quasi das zweite Wohnzimmer der Familie aus dem Thurgau und das spürt man, sobald man oben beim Crap Sogn Gion angekommen ist. Schanzen-Shaper und Pistenfahrzeug-Fahrer freuen sich, die – wie sie sich selbst nennen – «perfekte Snowboard-Family» zu sehen. Neben Tipps und Tricks ist es Sabine vor allem wichtig, Jonas ihre Leidenschaft für das Gleiten auf dem Schnee weiterzugeben und das Gefühl, wenn man abends auf der Halfpipe steht und die Sonne untergeht.